Kritische Stimmen zu den Reformen nach PISA auf einer internationalen Tagung an der Universität zu Köln im Sommer 2010 mit über 400 Teilnehmern
Wie uns spätestens der 11. September 2001 hinlänglich gelehrt hat, liefern schockartig wirkende Ereignisse oft- mals die Legitimation für strategische Maßnahmen, die zuvor in der breiten Öffentlichkeit niemals Akzeptanz gefunden hätten. Folgt man den Ausführungen auf der Tagung „Bildungsstandards auf dem Prüfstand – Der Bluff der Kompetenzorientierung“, so hat auch der berühmte „PISA-Schock“ in Deutschland einem äußerst fragwürdigen Paradigmenwechsel in der Orientierung der Bildung den Weg geebnet, der – so das evidente Ergebnis der Tagung – zu einem Fiasko in der Entwicklung des Bildungswesens führt und weiter führen wird.
Die Aula an der Universität zu Köln war mit über vierhundert Zuhörern gefüllt. Lehrer und Hochschuldozenten aus Deutschland und der Schweiz waren angereist, um den zehn erziehungs- und bildungswissenschaftlich tätigen kritischen Hochschullehren von deutschen und Schweizer Universitäten zuzuhören und miteinander Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. Einige der veranstaltenden bzw. vortragenden Professoren hatten bereits 2005 im Anschluss an eine ähnliche Tagung an der Frankfurter Uni- versität mit ihren „Frankfurter Einsprüchen gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungswesens“ öffentlich auf die verhängnisvolle Entwicklung im Bildungswesen aufmerksam gemacht. Bezeichnenderweise hieß damals der Titel ihres Manifests „Das Bildungswesen ist kein Wirtschaftsbetrieb“. Nach der aktuellen Tagung kam es zur Gründung einer neuen „Gesellschaft für Bil- dung und Wissen“, die versuchen will, zu den gravieren- den Fehlentwicklungen im Bildungswesen (nach PISA) eine permanente kritische Öffentlichkeit zu schaffen und Alternativen aufzuzeigen.
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