Für die Lösung vieler Abitur-Aufgaben muss man nicht in die Schule gegangen sein, findet unser Gastautor und Bildungsforscher Hans Peter Klein. Den Niveauverlust als Erfolg zu verkaufen, hat sogar Methode.
Betrachtet man die Erfolgsmeldungen der Bundesländer mit Zentralabitur in den letzten Jahren, erscheint es mehr als angebracht, sich die dort verwendeten Aufgabenformate einmal näher anzuschauen. Immer mehr Abiturienten und immer bessere Notenschnitte, wie ist das möglich? Es stellt sich die Frage, ob tatsächlich alles Gold ist, was da im Glanz der Bildungspolitik der erstaunten Öffentlichkeit alles an Erfolgen präsentiert wird.
Insbesondere Hamburg hat durch seine beispielhafte Erhöhung der Abiturientenzahlen binnen weniger Jahre bundesweit Aufsehen erregt. Die von der Schulbehörde intern durchgeführte „KESS-12“-Studie kam zu dem Schluss, dass bei der Abiturprüfung des G8-Jahrgangs von 2011 die erhebliche Steigerung der Abiturientenzahl gegenüber dem G9-Jahrgang von 2005 bei verkürzter Schulzeit nicht auf Kosten der Verringerung der Ansprüche zustande gekommen sei. Schüler des Turbo-Abiturjahrgangs von 2011 sollen dabei sogar bessere Leistungen in Mathematik und den Naturwissenschaften und auch in Englisch erzielt haben.